Gambia Teil 4

Tonis & Mägdis Geburtstag und Besuch von Benj

Am 09.02.2019 wollen wir mit unseren Berliner Freunden auf dem Grundstück in Mayamba Tonis Geburtstag feiern – bzw. ‚hineinfeiern’. Mit Wein- und Biervorräten hatten wir uns vorher z.T. in Banjul eingedeckt – den Rest besorgen wir in der einzigen ‚Kneipe’ in Barra. Wegen der Preise müssen wir uns mit der leicht betrunkenen und etwas lallenden Bardame zuerst herumstreiten, können dann aber erfolgreich mit zwei Flaschen Gin und gekühltem Bier Richtung ‚Party-Location’ ziehen. Dort bereiten wir uns noch besondere Pancakes mit ‚regionalen Gewürzen‘ zu. Am Abend sitzen Gregor, Jessie, Julius, Martha, Yaya und wir am Lagerfeuer, hören Musik und genießen unsere heutigen getätigten Einkäufe. Dazu gibt es ein persönliches Live-Konzert von Gregor und Julius mit ihrer Band ‚Kait’- sehr exklusiv. Zu Essen gibt es Garnelen auf afrikanische Art – gebraten und serviert auf Salatblättern, zusammen mit Gemüse und Manjok. Ein sehr netter, ruhiger Abend … Happy Birthday liebster Toni! Mit deinen 38 Jahren gehörst du nun langsam auch zur ‚Alte-Säcke-Fraktion‘ und kannst Mägdi dort Gesellschaft leisten.

Am nächsten Tag fahren wir nach Banjul und checken ins ‚Laico Atlantik Hotel‘ ein – aus verschiedenen Gründen: Zum einen erwarten wir am späten Abend die Ankunft von Benj, Tonis jüngstem Bruder, der uns für zwei Wochen besuchen und mit uns herumreisen will. Nach einem anstrengenden Flug ein Federbett und eine Dusche vor Ort zu haben, erscheint uns sinnvoll – und wir wollen schließlich ‚gute Gastgeber’ sein. Zum anderen sehnt Mägdi sich nach zweiwöchigem Aufenthalt in Staub und Sand mal wieder nach etwas Komfort bzw. ‚Luxus’. Der Außenpool und insbesondere der Whirlpool in Garten, mit dem das Hotel wirbt, klingen hierbei verlockend. Der dritte Grund ist, dass Mägdis Pony schon wieder in die Augen hinein wächst und wir nach unseren bisherigen Erfahrungen mit Friseuren auf der Weltreise erwarten, nur in einem Sterne-Hotel einen an europäischen Standards angelehnten Service erhalten zu können (siehe unsere Reiseberichte Marokko Teil 7 und 8). Wir erwarten auch, einen mit europäischen Haarschnitten erfahrenen Frisör dort zu finden – zumal das Hotel fast nur von gut betuchten Europäern besucht wird. Wie falsch wir mit dieser Erwartung dieses Mal liegen – dazu kommen wir gleich. Denn zuerst freuen wir uns darüber, ein schönes Zimmer mit sauberer Bettwäsche sowie sauberen Handtüchern, Badewanne und Klimaanlage beziehen zu dürfen und genießen es, wieder einmal etwas ‚Luxus-Duft’ schnuppern zu können. Wir bestellen uns Cocktails an der Hotelbar (welche zugegebenermaßen völlig überteuert sind), wir plantschen im Whirlpool und chillen auf den Sonnenliegen und in unseren frisch bezogenen Betten. Mägdi setzt noch einen drauf und geht zur Pediküre – nach ein paar Wochen Latscherei in Flipflops durch Staub und Dreck sehen die Füße nämlich allmählich aus wie die von Frodo Beutlin.

Als Benj abends ankommt, schlagen wir uns am Buffet den Wanst voll und leeren die Bier-Vorräte an der Bar – mit Blick auf den Pool und aufs Meer. Wir freuen uns, dass Benj da ist und quatschen bis spät in die Nacht. Am nächsten Tag steht Mägdis Frisörtermin an. Der ‚Frisör’ verspätet sich erst einmal – nachdem der Termin ohnehin schon um einen Tag nach hinten verschoben wurde, wegen einer ‚plötzlichen Beerdigung in der Familie’. Mägdi erklärt ihm unmissverständlich, was gemacht werden soll – nämlich, dass der Pony gekürzt werden soll (um ca. 3 cm), jedoch auf keinen Fall zu kurz geschnitten werden soll. Ob der ‚Frisör‘ dies hauptberuflich mache und Erfahrung mit dem Schneiden von Ponys habe, will Mägdi vorher noch von ihm wissen. ‚Yes, yes, many experience, many cuts‘ antwortet der überzeugend. Doch bereits seine ersten Handgriffe wirken weniger überzeugend. Mit schlaff herabhängender Hand fuchtelt er völlig umständlich in Mägdis Haaren herum, als habe er noch nie in seinem Leben Haare frisiert. Beim Kämmen filzt er die Haare so sehr aus, dass Mägdi sie lieber selbst mit der Bürste in Ordnung bringt. Besorgt versucht Mägdi zwischendurch, die Qualität der Frisörscheren im Haarscheren-Set abzuschätzen. Immerhin ist ein Scherenset da, das ist ja schon ein gutes Zeichen. Doch bevor Mägdi noch ‚Halt!‘ oder ‚Stop!‘ schreien kann, hat der ‚Frisör‘ bereits die Männer-Haarschneidemaschine angesetzt und schon ein Quadrat in den Pony hineingefräst. Mägdi ist so fassungslos, das sie kein Wort heraus bringt und die Fräserei über sich ergehen lässt – wie ein Kaninchen in Duldungsstarre. Als Mägdi ein paar Minuten später den Mut fasst, sich das ‚Zwischenergebnis‘ im Spiegel anzusehen, ergreift sie das blanke Entsetzen. Panisch springt sie auf, um Benj und Toni zu Hilfe zu rufen. Mägdi sieht nur Tonis entgleitende Gesichtszüge und weiß: Es ist wieder soweit: Worst hair day! ‚Das sieht ja noch schlimmer aus als der letzte Martin Luther-Verschnitt!‘ äußert Toni spontan. Der Frisör erklärt, dass der Schnitt ja noch nicht fertig sei und versucht nochmals, die Schere anzusetzen – doch es wird immer schlimmer und schlimmer! ‚Er kann es einfach nicht!‘ stellt Benj fest und damit spricht er die traurige Wahrheit aus. Zermürbt brechen wir die ganze Aktion ab, damit es nicht noch schlimmer wird. Mägdi ist am Boden zerstört, heult fast vor Wut und rennt mit dem schlimmsten ‚Pony-Verschnitt‘, den man sich nur vorstellen kann, aus dem Salon. Wir können es nicht glauben, dass es schon wieder passiert ist, obwohl wir dachten, alles dafür getan zu haben, damit genau dies nicht passiert – wir sind frustriert und Mägdi ist völlig niedergeschlagen. Das war definitiv der letzte Frisörbesuch für Mägdi in Afrika. Bezahlt haben wir dem Frisör für diese Sauerei aber nichts und eine schlechte Bewertung hat er von uns auch bekommen. Am nächsten Tag schneidet Toni unter Beaufsichtigung von ‚Styling-Profi Benj’ Mägdis Pony nochmals mit der Nagelschere nach, damit der Pony wenigstens in einer Linie fällt. Zu kurz und von der Form her zu kantig und überhaupt nicht zu Mägdis Gesicht passend ist und bleibt er dennoch.

Allen Widrigkeiten zum Trotz geht es ab dem 11.02.2019 für drei Tage in Mägdis geliebtes ‚Paradise Island’. Wir (Toni, Mägdi und Benj) haben uns dort in der ‚Feel Free Lodge’ einquartiert. Unsere Freunde aus Berlin haben eine Lodge auf der anderen Seite der Insel genommen und sind auch schon vor Ort. Wir fühlen uns pudelwolh hier und genießen den Strand und das Beisammensein mit Freunden und mit Benj – ‚Paradiese Island‘ ist wie der Name schon sagt: Einfach paradiesisch. In den Geburtstag von Mägdi am 13.02. feiern wir hinein – und zwar schon von 13h mittags an (am vorherigen Tag, also am 12.02.19). Wir lassen uns Sonnenschirme und Liegen am Strand aufstellen, drehen laut Musik auf, bestellen uns Bier bzw. mischen uns Cocktails und los geht’s. Wir singen und blödeln und plantschen im angenehm temperierten Wasser, herrlich. Mägdi bekommt sogar ein kleines Geburtstgs-Set von Toni alias ‚DJ Toni May‘ serviert – bis die Musikbox dann irgendwann den Geist aufgibt. Die Stimmung wird immer lustiger und wir werden immer verblödeter. So kommt es vor, dass gewisse Leute mit Pedro (dem Strandhund) ‚knutschen‘ oder ihn mit einer Sonnenbrille versehen. Oder es kommt vor, dass gewisse Leute sich in einer Schubkarre ans Meer kutschieren lassen, um dann – wie Bauschutt – ins Wasser gekippt zu werden. Lachflashs und Heulattacken bleiben nicht aus. Am Abend gibt es als ‚Highlight‘ dann nochmals Pancakes, versehen mit einer ‚afrikanischen Würzmischung‘. Gewisse Leute überfressen sich daran und leiden nachts. Gewisse andere Leute gelten als ‚vermisst’, obwohl sie gleich nebenan eingenickt sind. Es ist verrückt und lustig – so wie wir. Wir machen Lagerfeuer am Strand und die Band ‚Kait’ präsentiert uns wieder ein kleines ‚Live-Konzert‘ – ein richtig toller Tag! Nachdem wir uns ausgiebig ausgeruht und ausgenüchtert haben, machen wir mit Benj noch einen letzten Strandspaziergang, bevor unsere Reise dann weiter geht …

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