Mauretanien Teil 2

Nouakchott und der südliche Teil

Nach einer sehr langen Fahrt durch die Wüstenlandschaft erreichen wir unseren nächsten Übernachtungsort, den Campingplatz ‚Le Sultanes‘, etwa 10 km vor Nouakchott. Als wir die Bustür öffnen, sind wir überrascht: Kein Summen und kein Brummen und kein Schwirren – sind die Fliegen auf eimal wie vom Erdboden verschwunden? Wir atmen auf und genießen es, uns in Ruhe umsehen zu können: Zu unserer freudigen Überraschung können wir feststellen, dass sich unser Campingplatz direkt an einem Strand befindet, der den Begriff ‚Traumstrand‘ in jeder Hinsicht verdient: Weißer, feiner, kilometerlanger Sandstrand, türkis-hellblau schimmerndes Meer – wie aus einem Werbeprospekt vom Reisebüro.

Ein toller Ort zum Erholen – man hört nur das Meerrauschen und den Wind. Ein paar Libellen und Schmetterlinge flattern gelegentlich an uns vorbei … sowie neugierige Falter, die Mägdis Bikini-Blumemmuster interessant finden und dort vergebens nach Nektar suchen. Auch ein paar Kamele statten uns gelegentlich einen Besuch ab – ansonsten haben wir hier absolute Ruhe, die wir sehr genießen. Die Temperaturen sind angenehm; man kann im Meer baden – was will man mehr … Als es am Abend dunkel wird, machen wir außerdem eine atemberaubende Entdeckung: Die sich brechenden Wellen leuchten in der Dunkelheit, so, als hätte jemand ein paar Scheinwerfer mit Schwarzlicht aufgebaut, um das Weiß des aufgewirbelten Wassers hervorzuheben. Wie wir später herausfinden, wird jenes Phänomen von bioluminiszenten Mikroorganismen (‚Meeresleuchten’) erzeugt, welche nach einem Berührungsreiz mehr oder weniger lang andauernde Lichtsignale aussenden. Wir sind völlig fasziniert von dem Anblick, der an einen entfernten Planeten erinnert. Wir bleiben fast eine Woche an besagtem Traumstrand und verbringen die Tage mit baden, am Strand spazieren gehen, schreiben, Fotos bearbeiten, sporteln (Mägdi zumindest). Abends gönnen wir uns zumeist ein alkoholfreies Bier an der Strandbar – denn alkoholische Getränke gibt es im streng muslimischen Mauretanien absolut nicht.

Am 12. Januar machen wir uns dann auf den Weg Richtung senegalesische Grenze. Dafür müssen wir zunächst Nouakchott durchqueren, die Hauptstadt Mauretaniens, welche mit über einer Million Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt des Landes ist und wie ein riesiger Ameisenhaufen wirkt. Die große Mehrheit der Nouakchotter Straßen trägt nur eine Nummer oder ist unbezeichnet und zudem nicht asphaltiert. So macht das Autofahren übrigens ‚richtig großen Spaß‘. Auch unser Navy ist überfordert und lotzt uns durch sich endlos ausdehnende einfache Wohnviertel abseits der Hauptstraßen mit einstöckigen Häusern. Wir sind zumindest um einige Eindrücke reicher: Meterhoch türmt sich der Müll am Straßenrand; uralte Stadtbusse sowie Eselkarren kommen uns entgegen; kiloweise Tierfutter und Heu wird am Straßenrand angeboten sowie mit Staub bedeckte Möbel – ‚Ikea auf mauretanische Art’. Die Krönung bietet dann die Straße nach Rosso: Ein Schlagloch folgt auf das nächste – und zwar mit einer Tiefe bis zu 20 cm. Wir kommen nur langsam voran, da wir oft abbremsen oder die Straße verlassen und im Sand fahren müssen. Nachdem wir diese ’Schüttelpartie’ überlebt haben, fahren wir südlich von Nouakchott in die Sahel-Zone hinein, die sich südlich der Sahara erstreckt und einen Ost-West-Gürtel aus Steppen und Savannen-Grasland bildet. Herden von Rindern, Schafen und Ziegen bewegen sich über diese Zone auf der Suche nach Weideland. Die nördliche Sahelzone ist geprägt von Dünen mit Gras und Gestrüpp sowie dornigen Akazienbäumen. Weiter im Süden wird die Vegetation dichter. Höhere Niederschlagsmengen dort ermöglichen sesshafte Landwirtschaft. Wir fahren auch durch kleine bunte Dörfer, deren ‚Häuser’ zum Teil nur aus Zelten bestehen. Bettelnde Kinder winken uns die ganze Zeit zu; die Armut ist hier deutlich spürbar. Die Fliegen bleiben uns entgegen unserer Befürchtungen weiterhin vom Leib, komisch. Als wir auf dem Weg Richtung Grenzposten nach Diama rechts abbiegen, werden wir auf einmal wieder durch eine schöne, neu geteerte Straße geführt. Wo bleibt die berühmt-berüchtigte ’Horror-Straße’, von der wir so viele Geschichten gehört haben? Angekommen am Senegalfluß liegt sie dann vor uns: Die letzten 40 Kilometer Richtung Grenze sind von den Straßenverhältnissen her wirklich ‚unter aller Sau’: Wir ruckeln mühsam über eine staubige, dreckige und mit Schlaglöchern, Einkerbungen und Wellenmustern durchsetzte Piste (‚Wellblechpiste’), von der aus, wenn wir überholt werden, eine meterhohe Staubwolke vor uns aufgewirbelt wird, die einem die Sicht versperrt und den gesamten Vorderraum der Morla mit einer Staubschicht bedeckt. Von dem eingeatmeten Staub bekommen wir regelrecht Hustenattacken. Wir übernachten abends im Naturschutzgebiet Diawling National Park, von wo aus man theoretisch auch Safaris machen könnte. Doch wir sind neugierig auf Senegal und machen uns am nächsten Morgen nach einer eiskalten Dusche auf zum Grenzübergang. Bye bye Mauretanien, es war kurz aber schön!

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