Senegals erste Eindrücke – Saint Louis & Dakar
Zunächst einmal ein paar Steckbrief-Daten über Senegal: Das Land ist im Westen begrenzt durch den Atlantik, im Norden durch die Republik Mauretanien, im Osten durch die Republik Mali, im Süden durch die Republik Guinea und die Republik Guinea-Bissau, erstreckt sich insgesamt über 197.722 Quadratkilometer und wird von 14 Millionen Menschen bewohnt. Die Amtssprache ist Französisch; Umgangssprachen sind Wolof, Serer, Diola und andere Stammessprachen. Die vertretenen Religionen setzen sich aus 94% sunnitischen Moslems zusammen, dazu Animisten und Christen. Die Vegetations- und Klimazonen in Senegal reichen von den Ausläufern der Sahara bis zum tropischen Regenwald – es herrscht hauptsächlich ein subtropisches Klima. Unsere erste Station im Senegal ist Saint-Louis an der nordwestlichen Küste. Bei der Fahrt durch die 200000 Einwohner große Stadt bekommen wir erstmals seit langer Zeit das Gefühl, etwas völlig Neues zu entdecken. Wir begegnen fast ausschließlich Schwarzafrikanern, die auch einen völlig anderen Kleidungsstil präsentieren: Die Frauen tragen auffällige Frisuren (bzw. Perrücken) und farbenfrohe Kleider, wirken selbstbewusst. Dass das Land mehrheitlich muslimisch ist, hindert die Frauen nicht daran, sich herauszuputzen und ihre Weiblichkeit zu betonen.
Wir können auch zum ersten Mal seit Langem wieder Alkohol kaufen. Wir müssen zu unserer Schande gestehen, dass uns nach fast 6-wöchiger Abstinenz (mangels Einkaufsmöglichkeiten südlich von Marrakesch) leichte Entzugserscheinungen plagen. Als wir uns dann abends ein Bier gönnen, sind wir auch gleich völlig beschwipst. Unser erster Übernachtungsplatz ist die ‚Zebra Bar’, etwas außerhalb von St. Louis, einem schönen und weitläufigen Campingplatz mit Bungalowanlage, Restaurant und Bar direkt am Sandstrand des salzhaltigen Flusses Senegal. Betreiberin Ursula ist Schweizerin und spricht Deutsch, was uns sehr entgegen kommt: Wenn zwei Schweizer (wie Toni und Ursula) sich im Ausland treffen, gibt es sofort eine gemeinsame Wellenlänge. Und so werden wir gleich in den Campingplatzbetrieb integriert: Wir bekommen eine Einladung, am nächsten Tag an einem ‚Zebu Barbecue’ mit anschließender Live-Musik teilzunehmen. Das Wort ‚Zebu’ hatten wir vorher noch nie gehört, aber wie wir schon bald erfahren, handelt es sich hierbei um ein Buckelrind mit kräftigen, nach oben ragenden Hörnern bzw. ein domestiziertes Hausrind, was vor allem in tropischen und subtropischen Klimaten gehalten wird. Wir sind neugierig und nehmen die Einladung gerne an. Doch erst einmal ruhen wir uns auf den bequemen, direkt neben dem Fluss platzierten Sonnenliegen aus, plantschen im Wasser und machen es uns auf unserem Stellplatz gemütlich.
Zu unserer freudigen Überraschung treffen wir auch die Österreicher wieder, welche wir in Dakhla kennen gelernt hatten. Die ‚Zebra Bar‘ scheint sowieso ein typischer Treffpunkt für sämtliche durch Afrika Reisende zu sein, sowohl auf der Nord-Süd oder Ost-West-Route. Wir treffen z.B. auch ‚Hans-Peter‘ aus der Lüneburger Heide und seine Frau wieder, die wir vor ein paar Wochen im Marokko kennen gelernt hatten und von denen wir interessante Reisetipps erhalten. Wir hätten es uns sehr gerne für ein paar Tage auf dem Campingplatz gemütlich gemacht oder uns im benachbarten Nationalpark ‚Langue de Barbarie’, der für seine vielfältige Vogelwelt (Pelikane, Flamingos, Reiher, Kormorane, etc.) bekannt sein soll ein paar Mal umgesehen. (Apropos: Auf den Bäumen der Zebra Bar entdecken wir den noch nie zuvor gesehenen ‚Hornbill’, viele ‚Glanzstare’ und hören völlig neuartige Vogelstimmen.)
Doch leider müssen wir innerhalb von zwei Tagen in Dakar sein, um bei der Zollbehörde unser ‚Carnet de Passages’ abstempeln zu lassen, da wir an der senegalesischen Grenze nur ein ’Passavant’ ausgestellt bekommen haben, welches auf nur zwei Tage beschränkt ist. Am Abend vor unserer Abfahrt nach Dakar gibt es aber zuerst das vorhin erwähnte ‚Zebu-Dinner’. Das Zebu wird auf einem großen Feuer gegrillt und riecht köstlich; dazu gibt es ein reichhaltiges Buffet mit Beilagen. Wir dinieren zusammen mit den Österreichern, Hans-Peter und Ursula (der Campingplatz-Betreiberin) bei gepflegter Konversation über Reisen, Rallye, Afrika und dessen Tier- und Pflanzenwelt, etc., etc. Nach dem Dinner tritt zuerst Martin, der Mann von Ursula auf und danach die senegalesische Band ‚Mama Sadio’. Schon der Auftritt der Sängerin in der ‚Taybass’ Robe wirkt auf uns beeindruckend – dazu kommt der wilde afrikanische Tanz (‚Sabar’) – wie wir später erfahren, ein traditioneller Tanz der Wolof im Senegal, der bis heute bei sämtlichen Familienfeierlichkeiten wie Taufen und Hochzeiten getanzt wird. Wir sind völlig fasziniert von der Energie und Ausdruckskraft, die uns entgegenspringt sowie mitreißt.
Am nächsten Morgen brechen wir auf nach Dakar, der Hauptstadt Senegals, um beim Zollamt unser ‚Carnet de Passages’ abstempeln zu lassen. Zur Erklärung: Das ‚Carnet de Passages’ ist ein Zoll- und Grenzdokument, welches für die vorübergehende zollfreie Einfuhr eines Fahrzeugs in Ländern wie Afrika (aber auch Asien, Australien, Südamerika, …) verlangt wird – eine Art ‚Reisepass für das Fahrzeug‘ also. Auf der Fahrt dorthin sehen wir unzählige Exemplare des ‚Baobab‘, auch ‚Afrikanischer Affenbrotbaum’ genannt. Aufgrund seines besonderen Aussehens ranken sich mehrere Legenden um den Affenbrotbaum – so soll er als Sitz von Göttern und Geistern in gewissen Sagen eine Rolle spielen (‚heiliger Baum‘). Der ‚Baobab‘ ist eine charakteristische Baumart der trockenen Baumsavanne des afrikanischen Tieflands südlich der Sahara. Er kann ein Alter von 1000 bis 4000 Jahre erreichen sowie einen Stammumfang von bis zu 10 Metern. Wir sind völlig fasziniert von diesen wunderschönen Baumriesen, die wir zum Teil in ihrem Blütestadium antreffen. Die Frucht des Baobab-Baumes wird uns später auf unserer Reise noch öfters begegnen; sie schmeckt säuerlich und wird in Afrika vielfältig – auch im medizinischen Bereich – eingesetzt. In Dakar angekommen steht uns ein anstrengender und stressiger Tag bevor: Es ist heiß, der Verkehr ist zum verrückt werden und beim Zollamt warten wir uns den Allerwertesten ab. Wir haben gar keine Lust, uns die Stadt anzusehen, obwohl es angeblich diverse Sehenswürdigkeiten zu entdecken gäbe. Aber die Hektik, Abgase und Lärmbelästigung die wir in der kurzen Zeit auf dem Weg zum Zollamt erlebt haben, reichen uns völlig – von Verkehrsaufkommen bzw. -führung ganz zu schweigen. Da wird zum Beispiel in den dreispurigen Verkehrskreisel links eingefahren! Wir sind einfach nur heilfroh, als wir endlich aus der Stadt herausfahren können.