Treffen mit Ricardo in M’Bour
Nachdem wir uns ausgiebig am ‚Lac Rose’ erholt haben und Toni wieder einigermaßen fit ist, fahren wir weiter nach M’Bour (ca. 85 km südlich von Dakar), um einen Freund von Toni zu treffen, der seit vielen Jahren hier her kommt, um dem europäischen Winter zu entfliehen. M’Bour liegt an der sog. ‚Petite Cote’, dem Küstenabschnitt zwischen Cap Vert bis zum Mündungsgebiet des Saloum im Süden. Die ‚Petite Cote’ stellt das Zentrum des senegalesischen Strandtourismus dar, besonders wegen der geschützten Lage und dem ganzjährig angenehmen Klima – ‚Massentourismus-Alarm‘! Wir übernachten auf dem am Hotel ‚La Ferme de Saly’ angegliederten Campingplatz. Er besteht aus einer Waldfläche inmitten der über 100000 Einwohner großem Stadt, liegt in Strandnähe und stellt zudem das Zuhause eines an der Kette gehalten Pavians dar. In unmittelbarer Nachbarschaft auf dem Grundstück gibt es außerdem noch zwei kleine Äffchen im Käfig, eine Boa, ein Krokodil, ein Pferd, ein Esel und unzählige Hühner, Puten und sogar Enten. Richtig gut scheint es den Tieren aber leider nicht zu gehen – artgerechte Haltung sieht nun einmal anders aus. Der Strand vor dem Campingplatz hingegen ist wunderschön und das Meer perfekt zum Baden. Es hat die für uns ideale Temperatur und man kann im ruhigen Wasser toll schwimmen.
Wir lernen über unseren Freund Ricardo auch ein paar ‚Einheimische‘ kennen und erhalten ein paar ‚Insider-Informationen’ darüber, wie die Menschen hier leben, welche Bräuche und Gewohnheiten sie haben. Zum Beispiel erfahren wir, dass die Frauen, auch wenn sie im Monat nur ca. 200 Euro zur Verfügung haben, ca. 100 Euro davon ausgeben, um sich Stoffe zu kaufen und damit traditionell geschnittene Kleider (‚Taybasse’) nähen zu lassen, wenn eine Festivität ansteht. Zwei Mal hintereinander auf einer Feier mit demselben Kleid gesehen zu werden, gilt als Frau wohl als verwerflich und peinlich. Auf der eigenen Hochzeitsfeier soll eine Frau sich angeblich bis zu 10 Mal umziehen, um den Mann (und die Gäste) zu beeindrucken. Als Frau eine Perücke zu tragen, steht hier auf der Tagesordnung, sogar im Alltag z.B. um einfach nur in den nächsten Supermarkt zu gehen. Eitel sind die Frauen also auf der ganzen Welt, nicht nur in Europa. Wobei die Schönheitsideale hier doch etwas von den europäischen abweichen. Hier gilt: Je kurviger, desto besser. Sogar die Schaufensterpuppen in den Modeläden sind anders gebaut als in Europa: Ein breites Becken, einen runden Po und eine gewisse Oberweite bedarf es hier schon, um die afrikanischen Kleider voll zur Geltung bringen zu können. Wir verbringen viel Zeit mit Ricardo, seiner Freundin sowie deren entzückender Tochter und werden auch mit traditionell senegalesischem Essen bekocht: ‚Thieboudienne’, ein Reistopf mit Fisch und Gemüse, dessen Zubereitung viel Zeit in Anspruch nimmt. Mägdi bekommt sogar ein traditionell senegalesisches Kleid von Ricardos Freundin geschenkt – das nächste afrikanische Familienfest kann kommen!
Ein kleines Highlight ist für uns auch der Besuch des Wochenmarktes in M’Bour. So ein Gewusel haben wir schon lange nicht mehr erlebt; selbst in Marokko ging es auf den Märkten moderater zu. Ohne die Hilfe von Ricardos Freundin wären wir ziemlich aufgeschmissen gewesen und sicherlich Opfer von ‚Markt-Schleppern’ geworden – auf jeden Fall wären wir von den Preisen her übers Ohr gehauen worden. Wir kaufen Fisch, Gemüse, Obst und auch verschiedene Sorten von Weihrauch samt einer hübschen Feuerschale. Weihrauch darf hier anscheinend in keinem Wohnzimmer fehlen – zurecht, denn er riecht einfach toll. Wir bekommen auch typisch senegalesischen Schmuck geschenkt, der wirklich hübsch anzusehen ist. Darunter eine Art ‚Bauchkette’ für Mägdi, welche quasi ‚magische Kräfte’ haben soll: Als verführerischer Bauchschmuck unter der Kleidung getragen könne man von seinem ‚Angebeteten’ nicht mehr sexuell abgewiesen werden. Ob diese Magie auch bei den Kekis funktioniet hat, verraten wir euch ein anderes Mal. Wir entdecken auch ‚Kolanüsse’. Sie sollen appetithemmend und sogar aphrodisierend wirken, schmecken aber sehr bitter. Ein bisschen traurig macht uns aber die Tatsache, dass wir so vielen bettelnden Kinder begegnen – die Armut hier im Lande ist leider Realität. Immerhin sollen über 50 Prozent der Einwohner hier an extremer Armut leiden und mit weniger als zwei USD am Tag auskommen müssen. Ein weiteres Highlight für uns ist noch der Besuch einer Reggae Party in M’Bour. Wir sind ja schon recht ausgehungert nach Partys, seit wir auf Reisen sind. Bis in die Morgenstunden gibt es in einer Bar mit Tanzfläche extrem laute, übersteuerte Reggae-Klänge aus komplett ‚schrottigen‘ Lautsprechern. Dazu wird mal mehr, mal weniger gut gesungen … in ebenfalls völlig übersteuerte Mikrofone. Es ist auf jeden Fall lustig sowie unterhaltsam und wir tanzen sogar mal wieder.
Zu guter Letzt gehen wir in M’Bour auch noch unserem neuen ‚Hobby’ nach: ‚Automechaniker-Hopping’. Beim Auspuff muss diesmal der Vorschalldämpfer ersetzt werden, da er schon mehrere Male geschweißt wurde und langsam aber sicher auseinanderfällt. Diesmal geht es jedoch zügig und komplkationslos voran: Der alte Vorschalldämpfer wird einfach herausgesägt; irgendwo um die Ecke ein ‚neuer‘ (also eigentlich ebenfalls alter, aber besser in Schuss gehaltener) besorgt, eingeschweißt und fertig ist die ganze Aktion – mit scheinbar positivem Erfolg, denn die röhrenden Fahrgeräusche sind zunächst nicht mehr zu hören.